Eine herausforderungsvolle Migrationsgeschichte
José Saramago hat die Bäume im Garten seines Hauses meist selbst gepflanzt. Sie waren ihm treue, stabile Freunde. So auch einen Johannisbrotbaum, der längst zu ausladender Pracht gediehen ist.
Als wir das ehemalige Wohnhaus von Saramago im Februar besuchten, durften wir auch durch den Garten streifen und sogar Früchte des Johannisbrotbaumes an uns nehmen. Und so wurde eine schokobraune Hülsenfrucht von mir nach Frankfurt verbracht. Zwar ließ ich im Flugzeug mein handy liegen, diese kleine Frucht jedoch kam Zuhause an. Dort vergaß ich sie erst einmal, bis ich sie diverse Tage später im Innenfach meiner Tasche wieder fand. Zwei Kerne setzte ich – einer Idee Angelikas folgend – in die Erde. In ein sehr mickriges Papptöpfchen, das die Firma IKEA verkauft, um darin angeblich Kräuter zu ziehen. Von dieser Yps-mäßigen Erfindung der Firma IKEA kann ich im Übrigen nur abraten, das ist in Sachen Kräutern reine Geld- und Zeitverschwendung, ein üppiger Kräutergarten sieht wahrhaft anders aus, als was sich mit diesem Minibausatz aus Kaffeebechern, Instanttorf und Samentütchen erreichen lässt. Aber: Eines Morgens wurde ich zwar nicht von Kräuterduft empfangen, aber inmitten der bedauerlich vor sich hinvergetierenden schwedischen Grünlinge setzte sich stolz ein ganz anderer Keimling in Szene. Willkommen, lieber Johannisbrotbabybaum vom Stamme Saramago!