Die britische Insel, in vielerlei Hinsicht sicherlich die einflussreichste der Welt, ist für mich nach wie vor eine große Unbekannte. Nachdem nun bereits die dritte Freundin mit dem englischen Südwesten liebäugelt, wird es Zeit, dass ich mir die Region mal genauer anschaue. Momentan nur virtuell, aber ich ich darf mittlerweile sicher sein, dass die eine oder andere Leserin dadurch passende Anregungen bekommt. Das freut mich, und wie immer sind mir Rückmeldungen oder Erfahrungsberichte willkommen!
Die erste, die sich sehnsuchtsvoll über Cornwalls angelsächsiche Palmen äußerte, war meine Freundin mit portugiesischen Wurzeln. Keltische Assoziationen werden wach… Sie verleitete mich, ihr den Cornwall-Band aus der SZ-Edition zu bestellen. Er enthält wunderbare Fotos, die von Wellen und Möwen, alten Herrenhäusern und einer feinen Einrichtungsästhetik künden. Wenig pragmatisch als echter Reiseführer wirkt das Bändchen jedoch, eher eine Hochglanzbebilderung verschiedener Etablissements, die wiederum eher hochpreisig zu buchen sind. Doch auch, wenn ich das Bändchen unterm Strich etwas enttäuschend fand, hat es mein Interesse an der sinnenfrohen Spitze Englands geweckt.
Als ich eine für Frauen reservierte Jugendstilvilla entdecke, frohlocke ich. Das Guesthouse CHYMORGEN ist allein schon deswegen so recht nach meinem Geschmack, da es hier Einzelzimmer gibt, in denen die Übernachtungspreise nur ganz gering über denen im Doppelzimmer liegen. Das ist so selten, dass ich sofort ein Lobesschreiben im Namen aller alleinreisender Frauen losschicken möchte. Das Haus sieht zum Verlieben aus, und erstaunlicherweise sind die Tarife verglichen mit dem, was man andernorts findet, generell durchaus moderat. Neben feinen britischen Ozeanferien bieten die Macherinnen vom CHYMORGEN auch Workshops unter internationaler weiblicher Beteiligung an. Dass auch Luisa Francia hier gerne Inspirationen sucht und teilt, wundert fast nicht. Wir sind nicht die ersten auf dieser Erde und können uns mit der Weisheit unserer Ahninnen verbinden, teilt sie mit, wie wahr.
Die Weisheit der Ahninnen hat sich gerade in Cornwall häufig literarisch geäußert. Virginia Woolfs Leuchtturm hat hier, wo sie ihre, allerdings reichlich unglückliche, Kindheit verbrachte, sein Vorbild. Auch wenn ihr Roman offiziell auf der Hebrideninsel Skye spielt, ist er der Erinnerung an das Talland House in St Ives und die Umgebung elegisch abgelauscht. Auch Jane Austen, Agatha Christie und Daphne Du Maurier waren im Leben und in ihren Werken Cornwall verbunden. Es muss also nicht unbedingt Rosamunde Pilcher sein, die nach Cornwall lockt – und die dank deutscher TV-Produzenten das Bild der Cottages, Gärten und Hafenstädtchen in Cornwall mit gehöriger Sentimentalität verschmolzen hat.
Gärten … darauf brachte mich unlängst ein anderes Freundinnengespräch, denn geplant ist eine Familienfrauentour zu Cornwalls Gärten. Wieder was gelernt, was andere längst wussten. Der Frauenreiseveranstalter GoBeyond bot zumindest 2013 Cornwall-Rundreisen mit dem Schwerpunkt Gärten und Kultur an. Solche Angebote für 2014 konnte ich noch nicht entdecken, dafür habe ich aber eine weitere Veranstalterin von Frauenreisen aufgespürt!
Das Tor zu Cornwall heißt Bath, unumstritten eine der schönsten Städte Englands, sagt man. Und so hat auch oben erwähnter SZ-Band es sich nicht nehmen lassen, Bath in Sommerset in den Cornwall-Band zu integrieren. Nach Bath lockt es eine weitere Freundin von mir kontinuierlich der Liebe wegen, sodass sie sich nicht nach einem der zahlreichen Bed and Breakfast-Angebote umschauen muss. Das beste B&B von ganz England befinde sich in Bath, urteilten Gäste. Kurioserwesie wird das Athole Guesthouse im Kurort mit den einzigen heißen Quellen Englands von einem schwäbischen Ehepaar betrieben. Dem Anschein nach kann die Gastlichkeit von Josephine und Wolfgang Herrlinger nicht spontan in Anspruch genommen werden, die beiden sind auf weite Sicht ausgelastet. Doch das Stöbern in den Bed & Breakfast-Angeboten im englischen Süden offenbart vielfach Verführerisches. Wer Häuser mit besonders fairen Angeboten für Alleinreisende findet, darf sich gerne melden!
Noch ein Tipp: Ganz ohne Fotos, aber wunderbar zu lesen: Der Cornwall-Text von Annette Mingels.