Essaouira war für mich lange ein klingender Name, ein Wort wie ein Traum, ein noch unbekannter besonderer Ort im unbekannten Marokko. In den Anfangstagen dieses Blogs fiel mir Essaouira ein und auf … als Sehnsuchtsziel. Und vielen fiel es mit mir auf, die hier gelesen haben. JETZT WAR ICH DA!
Damals hatte ich das Lalla Mira in Essaouira entdeckt, in dieser lockenden Stadt. Es war klar, dass ich nach den bestens vorbereiteten Tagen in Marrakesch im Anschluss unbedingt alleine weiterreisen würde… nach Essaouira. Und dann ward mir gewahr, dass das damals entdeckte Hotel sich im Konzept verflüchtigt hat. Die Gründerin, Felicitas Christ, hat sich zurückgezogen, der Charakter des Riads hat sich verändert. Vielleicht ist es immer noch ein schönes Riad, aber dem Vernehmen nach kein ganz besonderes mehr. Auf jeden Fall ist der im gleichen Gebäude befindliche Hammam des Lalla Mira, der älteste der Stadt Essaouira, wohl immer noch eine wirkliche Empfehlung.
Ich wollte nach Essaouira und ich fuhr dahin, von Marrakesch aus mit dem Bus. Nach einer sensationellen Zwischennacht in Sidi Kaouki , kam ich an, wo ich mich schon lange hinsehnte: in Essaouira. Ich lief mit Gepäck drei Mal Umwege, weil ich aus Marrakesch noch die Orientierungslosigkiet mitgenommen hatte, währenddessen atmete ich die ersten Eindrücke der sanften Medina von Essouira ein. Dann war ich da: Vor dem Tor des Riad Baladin.
Für ein paar Tage im Riad Baladin hatte ich mich entschieden nicht nur der guten Empfehlungen wegen, sondern auch, weil es ein „Frauenbetrieb“ ist; lediglich der, im Übrigen äußerst sympathische, Nachtportier ist ein Mann. Die Geschichte der Managerin Nicole aus der Schweiz und das Konzept lockten mich. Und Essaouira!!!
Mit Nicole konnte ich ein kurzes Gespräch führen, dann fuhr sie in die Wüste. Zum Abschalten …. und weil das Riad auch Touren in die Wüste anbietet, also um zu schauen, ob die Bedingungen dort noch so sind, wie gewohnt. Nicole entschwand und ab da betreute ganz wunderbar Claudia die Gäste.
Das Riad Baladin ist ein sehr großzügiges, verzweigtes Haus über mehrere Stockwerke. Ich hatte mich für das chambre terrasse entschieden, ein herrlich geborgenes Nest, den Himmeln ganz nah. Die Stufen werden enger und ungleicher bis da oben, aber es lohnt sich unbedingt: Direkt vor der Zimmertür geht es auf die sensationelle Dachterrasse.
Auch wenn es wie ein Werbeslogan klingt: Essaouira ist klein und groß, sanft und selbstbewusst, vollkommen offen und voller Geheimnisse. Die reizüberflutende Hektik Marrakeschs gibt es hier nicht. Die Medina präsentiert sich lebendig und müßiggängerisch zugleich, die Händler sind zurückhaltender und entspannter als in Marrakesch, aber keineswegs untätig. Und wo sie sich zur Untätigkeit verdammt fühlen, wird die langsame Zeit gerne mit einem Schwätzchen überbrückt. Eine europäische Frau, die alleine durch die Gassen schlendert, wird rasch wieder erkannt. Kaum hatte ich das, so nah der Stadtmauer gelegene, Riad verlassen, war ich auch schon mittendrin in der sozialen Interaktion. Kurz zwischendurch mal wurde es mir lästig: Zeit für einen stundenlangen Rückzug auf die Dachterrasse, Möwen gucken und entspannen in sanfter Atlantikluft. Die „Stadt der Winde“, für nicht unerhebliche Luftbewegungen bekannt, zeigte sich Anfang November 2014 eher zahm mit lauen, harmlosen Lüftchen.
In Essaouira gibt es einen Strand, einen Hafen, eine Medina, eine Mellah – das ehemalige jüdische Viertel, erkennbar an Fenstern zur Straße, die arabische Architektur ist verschlossener. Essaouira ist schon lange international, nicht nur, weil 1967 Jimi Hendrix hier war … und nicht vergessen ging. Essaouira bietet nichts als sich selbst, erfindet sich selbst vermutlich ständig neu, kramt in verführerischen Orientalien um Tourist(inn)en zu bezaubern .. und ist ohnehin durch seine atlantische Schönheit ganz zauberhaft. In Essaouira gibt es eigentlich nichts zu tun, als in Essaouira da zu sein.
Nachdem ich einige Tage als Frau in Marokko alleine unterwegs war, kann ich nur sagen, das ist absolut machbar! Fragen von Frauen, die erwägen, einfach mal alleine Marokko zu entdecken, beantworte ich gerne (siehe unter Kontakt oder einfach einen Kommentar hinterlassen).
Tipps für Essaouira:
Hinkommen: Von Deutschland aus wird Essaouiras kleiner Flughafen bisher nicht angeflogen. Wer aber Lust auf einen Zwischentripp nach Paris hat, kann von dort direkt nach Essaouira fliegen. Ansonsten fahren die komfortablen Busse von CTM und Supratours von Marrakesch und Agadir nach Essaouira. Das dauert knapp 3 Stunden, kostet ca. 7 € und ist eine äußerst angenehme Art zu Reisen. Das Ticket sollte man gerade in der Hochsaison spätestens 2 Tage zuvor kaufen. Näher am Zentrum von Essaouira gelegen ist die Station von Supratours beim Bab Marrakesh, da kann man zwischendurch gut mal hinschlendern.
Ausflüge: Ein atlantischer Traumstrand befindet sich südlich von Essaouira, Richtung Sidi Kaouki, einem reizenden kleinen Ort für pure Entspannung. Direkt hinter dem Hafen, in Stadtnähe, ist der Strand von Essaouira noch etwas vermüllt. Einfach weiterlaufen oder ein Taxi nehmen.
35 Kilometer von Essaouira entfernt im Landesinneren findet Sonntags in Had Draa ein sehenswerter Markt statt.
Tolle Ausflüge bietet Claudia Stirnweiss, die ich im Riad Baladin kennenlernte, mit ihrem sehr persönlichen Unternehmen berbersland. Claudia hat ein Gespür für gute Gelegenheiten und spannende Kontakte – und kann sich überaus sympathisch auf Gäste einstellen.
Essen gehen: Ein absolut einladender Ort ist das Triskala, nur wenige Schritte vom Riad Baladin entfernt. Auch hier lebt Jimi Hendrix ein bisschen weiter. Die Atmosphäre ist leger und international, die Küche marrokanisch inspiriert vegan, vegetarisch und mit Fisch. Preisgünstig (um die 5 €), phantasievoll und lecker. Dazu gibt es frischgepresste Säfte in Obst- und Gemüsemischungen nach Wahl, ebenfalls sehr erschwinglich. Ein Ort, an dem auch Alleinreisende sich nicht falsch am Platz fühlen. Lieber etwas früher kommen, denn gekocht wird hier täglich frisch und maßvoll und die interessantesten Gerichte können am späteren Abend ausverkauft sein.
Mir gefiel auch das Sirocco gut, das von einer Französin betrieben wird. Neben Cous Cous- und Tajinegerichten, leckeren Pastillas und Fisch zu moderaten Preisen gibt es hier auch eine Weinkarte, die die meisten preiswerten Lokale in Essouira nicht zu bieten haben, da ihnen die Alkohollizenz fehlt. An manchen Abenden kann man im Sirocco zudem Live-Musik genießen. Unkomplizierte Atmosphäre.
Eine Alkohollizenz hat auch das Il Mare und den besten Blick auf den Sonnenuntergang hinter der Skala, der Stadtmauer von Essaouira. Diesen ausgesuchten Platz lässt man sich im Il Mare aber bezahlen. Es ist schon nett, hier auf der Dachterrasse mit einem Glas Weißwein zu sitzen und den Blick schweifen zu lassen. Länger bleiben mochte ich dort aber nicht: Gesalzene Getränkepreise, reichlich unfreundliche Kellner(innen) und ein erst recht überteuertes Speisenangebot.
Souvenirs: Von schönem Kitsch und Schnickschnack bis zu hochwertigen Waren: In Marokkos Medinas ist das Angebot schier unerschöpflich. In Essaouira lebt die Kunst und zahlreiche Galerien verkaufen Werke in eindrucksvoller Farbenpracht. Schöner Silberschmuck will erhandelt sein, da braucht es gute Nerven und am besten einheimische weibliche Beratung. Last not least: Produkte aus Arganöl werden nur in der Region rund um Essaouira hergestellt, die Arganbäume sind hier endemisch – nirgends anderswo kommen sie mit den natürlichen Bedingungen zurecht. Arganöl gilt als sehr gesund und wird in der Küche und in der Kosmetik verwendet.
Gnaoua Festival: Einmal im Jahr steht Essaouira Kopf, dann findet das international bekannte Gnaoua-Festival statt. Die rhythmusbetonte Musik mit tranceinduzierendem Charakter haben frühere Sklaven aus Westafrika nach Marokko gebracht. In Essaouira geben sich Gnaoua-Musiker mit internationalen Bands ein Stelldichein der ganz besonderen Art. In der Regel geschieht das im Juni, 2015 jedoch schon vom 14. bis 18. Mai – da im Juni der Ramadan beginnt. Wer hin will, sollte frühzeitig planen. Zu jeder anderen Saison scheint es in Essaouira prinzipiell immer möglich, einen Schlafplatz zu bekommen – doch während des Festivals wird´s wirklich voll!
Hallo liebe Baerbel,
zunaechst einmal wuensche ich Dir auf diesem Wege ein gutes, glueckliches gesundes und reisefreudiges Jahr ! Leider habe ich
keine Mailadresse von Dir ! Ich finde Deine Reiseberichte absolut schoen und wunderbar geschrieben und moechte mich
herzlich fuer Deinen tollen Kommentar ueber unsere kleine Oase im Tripadvisor bedanken.
Weiterhin alle Gute
Herzlichst
RoRo & das Kaouki-Team
Hi,
Ein wirklich toller und interessanter Reisebericht über Marrakesch!
Ich war selbst vor ein paar Wochen dort und habe mich gefreut Vertrautes zu lesen 🙂
Auch ich habe auf meinem Blog einen Reisebericht verfasst, freue mich aber auch einen Bericht aus einer anderen Sicht zu lesen.
Falls ihr interessiert seid, meinen Reisebericht über Marokko (Oualidia, Marrakesch) zu lesen, findet ihr diesen hier: http://www.maikikii.de/reisen/marokko-erholung-und-trubel-im-einklang
LG,
Maikikii
Liebe Maikikii, vielen Dank für den Hinweis. Ich muss bei Dir noch genauer lesen, bald! Habe aber gerade gesehen, dass Du wunderbare Fotos eingestellt hast. Jaaa, da steigt die Sehnsucht gleich wieder…
[…] ♦ Elke von Meerblog berichtet mit tollen Fotos von dem Rhythmus Essaouiras ♦ Bei der Zeit habe ich einen schönen Bericht einer Frau gefunden, die in Essaouira ihre Erfüllung fand ♦ Bärbel von Frau auf Reisen schwärmt ebenfalls von der lebendigen und offenen Stadt […]
[…] ♦ Elke von Meerblog berichtet mit tollen Fotos von dem Rhythmus Essaouiras ♦ Bei der Zeit habe ich einen schönen Bericht einer Frau gefunden, die hier ihre Erfüllung fand ♦ Bärbel von Frau auf Reisen schwärmt ebenfalls von der lebendigen und offenen Stadt […]
Ein so wundervoller Bericht, ich war in Gedanken sofort wieder dort, wir waren 2 Mal mehrere Wochen bei Feli Christ und so zufrieden dort. Leider habe ich den Kontakt zu ihr auch vollkommen verloren und bedaure sehr, sie nicht wiederfinden zu können. Falls Sie eine Anschrift oder Telefonnummer von ihr haben, so würde ich mich sehr freuen, wenn Sie mich kontaktieren würden. Feli war eine Kollegin von mir, auch ich habe ein BIO HOTEL geführt und so haben wir uns auch kennen gelernt. Ihnen weiterhin viel Freude beim Reisen und Schreiben so wundervoller Texte! Liebe Grüße Annegret Coordes